Katrin Dambach
In der 27. Schwangerschaftswoche nochmal ein Wochenendtrip zu zweit – nur mein Mann und ich.
In vollen Zügen haben wir die Zeit zu zweit genossen, zusammen die besten Restaurants getestet, euphorisch die erste Babyausstattung gekauft. Ich habe mich mit Kugelbauch chic gemacht und mich an der Seite meines Mannes schön gefühlt. So soll es sein!
Zwei Wochen später folgt beim Arzt die Routine Untersuchung mit der Diagnose:
Vorzeitige Wehen und gekürzter Gebärmutterhals/ Gebärmutterhalsschwäche. Er verordnet mir Schonung und viel Liegen. Durch das Liegen soll ich zur Ruhe kommen und mein ständiger Druck auf den Muttermund soll nachlassen.
Doch was bedeutet das nun genau?
Natürlich möchten wir nicht, dass unser Baby zu früh die Welt erblickt.
Fühlte ich mich denn gestresst die letzten Wochen? Habe ich zu viel getan? Nein, ich habe nicht über die Stränge geschlagen. Im Gegenteil, ich habe mir oft gemütliche Abende zu Hause gegönnt. Entspannung in der Badewanne oder mit Netflix. Und habe mich einfach auf das Baby gefreut.
Jetzt sollte ich nochmal einen Gang herunter schalten?!
Mit dem Fahrrad war ich die vergangenen Wochen noch unterwegs – soll ja gesund sein, wegen Krampfandern und so. Anstatt ins Schwangerschaftsyoga, bin ich ins Power Yoga gegangen – mit Verzicht auf ein paar Bauchübungen. Also, alles schön im Rahmen.
Und nun muss ich plötzlich von 100 auf 0. Schluss mit Bewegung. Ich halte mich an die Ruhepausen und liege - und werde einrosten. Dennoch kümmere ich mich teilweise noch um den Haushalt. Geschlechter-Rolle hin oder her. familyview dad und ich haben unsere Aufgaben immer irgendwie aufgeteilt und uns ergänzt.
Plötzlich soll ich gar nichts mehr tun?! Wie soll das denn funktionieren?
In reduzierter Form erledige ich ein paar Sachen. Schnell muss ich meine Erschöpfung anerkennen und bin wieder auf dem Sofa.
Für die Psychohygiene gönne ich mir am Wochenende trotzdem einen kleinen Abstecher in die Stadt um Freunde zu treffen.
Darauf folgen wieder Tage daheim mit Liegen und der nächste Termin beim Frauenarzt.
Gebärmutterhals hat sich noch mehr verkürzt.
So heisst es ab sofort, jegliche Aktivitäten sind tabu und die Drohung des Arztes, ich solle doch lieber zu Hause als im Krankhaus liegen. Okay, I got it.
Es beginnen mehrere Wochen auf dem Sofa, im Liegestuhl oder im Bett mit einer netten Dosis Wehenhemmer. Ich schlafe viel, denn die Medikamente senken meinen Blutdruck und so bin ich nur noch müde.
Ich habe genügend Zeit zum Grübeln und mir Sorgen zu machen. Aber auch um zu Lesen und mit unserem Kater zu kuscheln. Zeit nur für mich. Um mich herum die Stimmen, die mir sagen, ich müsse es geniessen.
Ja, wenn da nicht im Hinterkopf das Risiko für eine Frühgeburt wäre.
Für jede weitere Schwangerschaftswoche machen wir ein Kreuz an die Decke. Woche 35. geschafft. Check!
Die Sorgen lassen nach und je mehr ich mich an die Situation gewöhne, vertraue ich meinem Körper. Er hat die vorzeitigen Wehen zum Schutz eingesetzt. Ich habe die Signale wahrgenommen und so halte ich mich an die «Bettruhe». Dem Baby und der Mama geht’s gut.
Schon zu Beginn der Schwangerschaft lernte ich die Verantwortung für unser Kind zu tragen.
Das Beste was ich für unser Kind momentan machen kann ist «Nichts zu machen».
Das wiederum bedeutet, ich muss die Verantwortung - alles um mich herum, abgeben.
Nun ist familyview dad gefragt und gefordert. Neben einem 100% Job, sollte er nun auch noch alles rundherum schmeissen. Ihr wisst schon, Einkaufen, Kochen, Waschen, Staubsaugen, Putzen, Kinderzimmer einrichten usw.
Oder auch mal sagen, whatever, der Staub kann da auch noch nächste Woche liegen. Und einfach mal Hilfe annehmen und vor allem anfragen!
Für meine eigenen Erwartungen bin ich jedoch selbstverantwortlich – und nicht mein Partner und alle anderen um mich herum.
Die Verantwortung abgeben bedeutet, dies ganz zu tun, ohne den Partner zu kontrollieren oder zu kritisieren.
Wenn mein Mann mir meine Lieblingsfrüchte kauft, weil Frau das so wünscht, ist es auch völlig legitim, dass Mann auch gerne mal mit Weisswürsten und Brezn nach Hause kommt. Und ja zugegebenermassen, ein bisschen glücklich macht er auch mich damit!
Und nach der Geburt unseres Kindes, wird es völlig Wurst sein, was wir alles noch erledigen konnten oder eben liegen geblieben ist.
familyview mom bedankt sich hier besonders für die Unterstützung meiner Eltern und Schwiegereltern, sowie meinen lieben Freundinnen und Freunde, die mich auf dem Sofa besucht und mich unterhalten haben und natürlich last but not least, meinem lieben und immer positiv eingestellten Ehemann!